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Giersch bekämpfen – so geht’s

 

Meerschweinchen und Kaninchen finden ihn köstlich, Gärtner verzweifeln an ihm. Er hat eine lange Geschichte als Heilkraut und Wildgemüse, den meisten Gärtnern ist er dennoch ein Dorn im Auge. Einmal angesiedelt wuchert er wie Unkraut und gilt als lästiges Übel. Dabei ist er ein wohlschmeckendes Wildgemüse. Die Rede ist vom Giersch.

 

Was ist Giersch?

Der Giersch, auch Dreiblatt und Ziegenfuß genannt, ist in Europa und Asien heimisch. Er wächst als ausdauernde und krautige Pflanze, wobei er Höhen von bis zu 1 Meter erreichen kann. Da er sich selbst aussäht und über unterirdische Kriechtriebe (Rhizome) ausbreitet, können die bis zu 50 cm tiefen Wurzelausläufer weitflächige Kolonien bilden und sind äußerst schwer zu bekämpfen. Innerhalb von wenigen Jahren können sich einzelne Pflanzen über riesige Flächen verbreiten. Der Giersch ist teilwintergrün, das heißt in unseren milden Wintern können die bodennahen Blätter überdauern.

 

Giersch erkennen

Das markanteste Merkmal des Giersch sind seine Blätter. Die Laubblätter sind eiförmig-länglich und spitz zulaufend, zwei- oder dreifach gefiedert und man erkennt sie am gezackten Rand. Die Fiederblättchen sind blaugrün bis mittelgrün und an der Unterseite behaart, während die Oberseite kahl ist. Die weißen Blüten sind eher unscheinbar und blühen etwa ab Mai. Bei passendem Wetter sind die bis in den September präsent.

Die Blüten und Blätter des Giersch ähneln jedoch auch denen einiger anderer Doldenblütler. Es ist also durchaus etwas Erfahrung notwendig, um ihn eindeutig zu bestimmen. Hier kann das Vorkommen helfen, denn der Giersch liebt vor allen Dingen Hecken und Gebüsche, sowie Laub- und Mischwälder, Bäche, Flussufer und Wegränder und bevorzugt feuchte Böden mit ganzjähriger Wasserzufuhr.

 

Giersch - Unkraut und Heilkraut zugleich

Ohne Gegenmaßnahmen breitet der Giersch sich rasant aus und verdrängt manch andere Pflanze

 

Giersch bekämpfen

Wie Susanne Wiborg in der Zeit so schön schrieb: „Im Kampf gegen den Giersch zeigt sich die Vergeblichkeit des menschlichen Tuns.“

Giersch zu bekämpfen ist mühselig. Eines sei gleich vorweg gesagt: Mit herkömmlichen Herbiziden ist ihm nicht beizukommen. Selbst gegen Glyphosat, das verheerende gesundheitliche Folgen für Menschen, Tiere, Insekten und Pflanzen bringt, ist der Giersch weitestgehend immun. Er kann aber durch mehrjährige, regelmäßige Schwächung und dem gezielten Entzug optimaler Wuchsbedinungen absterben.

Für einen kurzfristigen Erfolg können die Pflanzen einfach in Bodenhöhe mit einer Hacke abgeschlagen werden. Jedoch ist dies keine nachhaltige Methode, denn selbst nach mehr als einem Jahr hat der Giersch noch immer genügend Kraft, um neu auszutreiben.

Als deutlich aufwändiger, aber auch zielführender stellt es sich dar, die betroffene Fläche zuallererst vom Ursprung des Übels, dem weitverzweigten Wurzelwerk zu befreien und anschließend die Fläche für den Giersch so unattraktiv wie möglich zu gestalten.

 

Folgen Sie zur optimalen Gierschbekämpfung unserem 4 Punkte Plan.

 

1. Wurzelwerk entfernen

Bei dieser Methode ist zu beachten, dass nur die vollständige Entfernung aller Wurzeln ein neues Austreiben verhindert, da auch aus dem kleinsten Wurzelrest neue Triebe sprießen können.

Jede Pflanze sollte mit einer Grabgabel, an der die Wurzeln hängen bleiben, ins ca. 50 cm tiefe Wurzelwerk verfolgt und vorsichtig gesammelt werden, damit auch die kleinsten Wurzeln aus dem Erdreich entfernt werden. Das ausgehobene Substrat muss dann sorgsam gesiebt werden, bevor es wieder zurück ins Beet darf. Ein umfangreiches Umgraben des Bodens ist zu verhindern, da es den Wuchs des Gierschs verbessert.

 

Tipp!

Der Mensch sorgt für eine unfreiwillige bzw. unbeabsichtigte Ausbreitung, indem er die Gierschreste kompostiert. Im Komposthaufen können die Wurzeln dann neu austreiben.

Statt sie zu kompostieren sollten sie die Pfllanzenreste zunächst austrocknen. Lassen sie sie dazu einfach mehrere Tage in der Sonne liegen. Anschließend können sie daraus eine Jauche herstellen. Diese ist sehr nährstoffreich und ideal zur Düngung Ihres Gemüses geeignet. Speziell Tomaten sind sehr dankbar für diesen Dünger.

 

2. Wasser entziehen

Der Giersch benötigt viel Wasser. Um die Bodenfeuchtigkeit zu verringern, kann man eine große Menge Sand in das Substrat mischen oder Mineralmulche zum Einsatz bringen, eine Mischung aus mineralischen Materialien wie Split, Kies und Sand. Diese bleibt unverändert auf dem Boden liegen, so dass der Giersch nicht hindurchdurchwachsen kann.

Für gewollte Pflanzen müssen dann natürlich kleine Bereiche freigelegt werden, wobei eine gewisse Gefahr besteht, dass der Giersch wieder austreibt, denn auch nach Jahren sind die Samen im Boden noch keimfähig.

 

3. Licht entziehen

Auch der Giersch wächst nicht ohne Licht. Um ihn wirksam zu bekämpfen, bedecken sie den kompletten Boden mit einer Schicht Pappe oder einem Unkrautvlies aus Kunststoff. Diese Barriere wird dann mit einer mindestens 10 cm dicken Schicht  Rindenmulch bedeckt. So sind die Pflanzen nach zwei Jahren – bei Verwendung von Pappe etwa zeitgleich mit deren Verrottung – abgestorben. Auch hier sparen Sie kleine Bereiche für die Pflanzen Ihrer Wahl aus.

Selbst ohne Abdeckung kann es gelingen, mittels kräftig wachsender, bodendeckender Gewächse wie Elfenblumen, Frauenmantel und Storchenschnabel den Giersch wortwörtlich in den Schatten zu stellen. Ohne Licht wächst keine Pflanze gut.

Übrigens gibt es auch eine dekorative Zierform des Giersch, die Sorte „Variegata“. Sie wird unter Gehölzen als Bodendecker gepflanzt, deckt den Boden gut ab und unterdrückt so andere Unkrautarten – wie auch ihren großen Bruder.

 

4. Nährstoffe entziehen

Erfahrene Gärtner schwören auf die Unterdrückung des Unkrauts durch das Pflanzen von Kartoffeln. Die Kartoffelpflanzen wachsen schneller und nehmen dem Giersch seine Nährstoffe. Sie wachsen dicht und treiben buschig aus. Insbesondere vor dem Anlegen eines neuen Gartens ist die einjährige Kartoffel zu empfehlen, da sie den Boden lockert.

 

Alternative: Den Giersch aufessen

Und falls doch die ein oder andere Gierschpflanze austreibt, machen Sie die Not zur Tugend und nehmen die Beständigkeit des Gierschs zum Anlass eines Perspektivenwechsels. Lässt der Feind sich nicht bekämpfen, nutzen Sie seinen Vitaminreichtum und essen Sie ihn einfach auf. Die jungen Blätter enthalten viel Vitamin C, Proteine und verschiedene Mineralstoffe sowie ätherische Öle. Nährstoffe, die unserem Zuchtgemüse mittlerweile oft fehlen. Weiter unten finden sie einige schmackhafte Rezepte.

 

Giersch -Fluch oder Segen

Seit dem Mittelalter wurde Giersch auch als „Zipperleinskraut“ bekannt,. Er wurde kultiviert als Gemüse, bzw. Heilpflanze. Jahrhundertelang fand diese Pflanzenart Verwendung in der Behandlung von Rheumatismus und Gicht.

Da aber keine wissenschaftlichen Belege  für die Wirksamkeit gefunden wurden, wird der Giersch in aktuelleren Büchern zu Heilkräutern und Arzneien nicht mehr erwähnt. Dennoch bleibt der Ruf als Mittel gegen gegen Rheuma und Arthritis. Der Giersch soll krampflösend, entzündungshemmend, beruhigend, entgiftend und blutreinigend wirken.

 

Vorsicht!

Der Giersch hat Ähnlichkeiten mit einigen ungenießbaren und giftigen Arten wie Gefleckter Schierling, Holunder oder Hundspetersilie. Wegen der Verwechslungsgefahr sollten sie beim Sammeln besondere Vorsicht walten lassen. Der bekannte Schierlingsbecher hat in der Geschichte nicht nur Sokrates das Leben gekostet.

Verwenden Sie den Giersch nur, wenn sie ihn zu 100 % richtig bestimmen können. Er hat viele giftige Verwandte!

  • Gefleckter Schierling: Er hat rötliche Flecken am Stiel
  • Hundspetersilie: Die Blätter sind feiner gefiedert und gegliedert, außerdem ist er am Rand nicht gesägt, sondern tief eingeschnitten
  • Holunder: Die Blätter des Holunder sehen kurz nach dem Austrieb genauso aus wie die Blätter des Gierschs, riechen beim Zerreiben aber nicht nach Petersilie oder Möhre

 

Auf Nummer sicher gehen:

Verzehren Sie den Giersch nur, wenn sie sich zu 100% sicher sind, das keine Verwechslung vorliegt.

Wenn sie sicher sind, dass es sich bei dem gesammelte Kraut nicht um den Schierling, die Hundpetersilie oder einen anderen giftigen Vertreter der Doldenblütler handelt, empfiehlt sich ein Geschmacks- und Geruchstest, um Ihre Bestimmung zu verifizieren. Beim Zerreiben mit den Fingern riecht der Giersch wie eine Mischung aus Möhre, Sellerie und Petersilie. Nicht umsonst wird er auch als Waldpetersilie bezeichnet. Seine Blätter schmecken würzig, aromatisch und frisch. Die Blüten schmecken süßlich und die Früchte haben eine leichte Schärfe.

 

Giersch zubereiten – Rezepte

Roh ähnelt der Giersch in Geruch und Geschmack Petersilie, Sellerie oder dem Karottenkraut. Gekocht erinnert er an Spinat. Seine Beharrlichkeit und weite Verbreitung sicherte in den Weltkriegen vielen Menschen die lebensnotwendige Vitaminzufuhr.

Es gibt vielfältige Zubereitungsarten für den Giersch, so kann er als Salat oder Gemüse verwendet werden, als Pesto zubereitet werden oder zu Tee verarbeitet werden.

Für Salat wählen sie stets die jungen, kaum entfalteten Blätter. Auch für Aufstriche und Suppen eignen sich die rohen Blätter.

Nach der Blüte wird der Geschmack kräftiger und es kann eine leicht abführende Wirkung eintreten.

Auch die älteren Blätter sind nicht nutzlos. Sie eignen sich hervorragend als Tee oder zum Kochen und Dünsten. Die Stiele sollten jedoch entfernt werden, da sie bitter und zäh sind.

Die älteren Pflanzen schmecken würziger, herber und zäher. Daher eignen sie sich zum Kochen und Trocknen oder als Badezusatz.

 

Giersch-Pesto

Gierschpesto bringt eine besondere Note zu Spaghetti und in hübschen Gläschen eignet er sich hervorragend als Mitbringsel.

Zutaten

  • 5 Hände voll Giersch
  • Salz, Pfeffer
  • 2 frische Knoblauchzehen
  • 40 Gramm Pinienkerne
  • 250 ml Olivenöl
  • 50 Gramm Parmesan

Zubereitung

  • Giersch waschen und grob hacken
  • Knoblauch grob hacken, er ist bekömmlicher, wenn er nicht gepresst wird
  • Zutaten in den Mixer geben oder mit einem Pürierstab zerkleinern und soviel Olivenöl zufügen, dass eine dickflüssige Konsistenz erzielt wird.
  • Pinienkerne in der Pfanne mit Öl anbraten, dem Pesto zufügen und nochmals kurz mixen
  • Zum Schluss den Parmesan reiben und mit einem Löffel durchmischen

Zum Aufbewahren das Pesto in saubere Gläser füllen und die Oberfläche mit Olivenöl bedecken. Im Kühlschrank gelagert hält er sich so 3-4 Tage.

 

 

Kartoffelsuppe mit Giersch

Die Kartoffelsuppe ist einfach zuzubereiten und eignet sich nicht nur an nasskalten Tagen zum Aufwärmen.

Zutaten

  • 500 Gramm Kartoffeln
  • 2 Hände Gierschblätter
  • 250 Gramm Möhren
  • 2 Zwiebeln
  • 100 Gramm Sellerie
  • 100 Gramm Lauch
  • 2 Esslöffel Öl
  • Kräuter der Provence oder Basilikum
  • 1 Liter Gemüsebrühe
  • Salz und Pfeffer

 

Zubereitung

  • Kartoffeln, Möhren, Sellerie und Lauch schälen, in Würfel schneiden in einem Topf mit Öl anbraten
  • Zuletzt die Kartoffeln und die Kräuter hinzugeben
  • Mit Gemüsebrühe ablöschen und mit Salz und Pfeffer würzen
  • 15 – 20 Minuten im geschlossenen Topf kochen lassen
  • In der Zwischenzeit den Giersch hacken
  • Die Suppe grob mit einem Pürierstab pürieren
  • Den Giersch unterrühren

 

 

Tee

2 Esslöffel getrocknete und klein geschnittene Gierschblätter mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 5 Minuten ziehen lassen und abseihen.

 

Umschläge

Das frisch zerquetschte Kraut als Umschlag auf die betroffene Körperstelle aufbringen. Das wirkt auch hervorragend gegen entzündliche Insektenstiche.

 

Badezusatz

8 Esslöffel getrocknete und gehackte Gierschblätter mit 1 Liter heißes Wasser aufgießen, fünf Minuten ziehen lassen und abseihen eignen sich hervorragend als Sitz-Bad gegen Hämorrhoiden.

 

 

Fazit

Unbekämpft breitet sich der Giersch rasant in ihrem Garten aus. Er kann im Nu nicht nur Ihre Beete, sonder auch Ihre Dekoration wie Gartenzwerge und sogar ganze Gartenbänke überwuchern. Die Bekämpfung ist mühsam, aber mit der richtigen Taktik erfolgreich. Alternativ gibt es auch schmackhafte Rezepte, um den Giersch zu verarbeiten.

 

 


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